Wenn ich hier noch mal nachhaken darf: hast Du geübt, die schambeladenden Dinge auszusprechen und Preis zu geben oder hast Du geübt, souverän genau nur das zu sagen, was Du zu dem Thema sagen willst? Also ggf. souverän auszuweichen?Obelix hat geschrieben: ↑05 Jan 2024 22:13
Eine Möglichkeit, mit solchen Fragen umzugehen, habe ich vor einigen Jahren mal in einer Therapie kennengelernt. Das "Übungsbeispiel" war bei mir auch die Frage nach der Beziehungsvergangenheit. Der "Trick" bestand darin, dass ich mir eine kurze, vorformulierte Antwort überlegen sollte, für den Fall, dass die "heikle" Frage kommt. Nach ein paar Übungen im Rollenspiel konnte ich diese Antwort dann in der echten Situation aus dem Gedächtnis abrufen. Das kam dann deutlich selbstsicherer rüber als mein sonst übliches Stottern und Erröten. Und siehe da: Nach einer kurzen Phase der Überraschung kam von meinem Gegenüber nur eine kurze Rückfrage (auf die ich auch schon eine "eingeübte" Antwort hatte), und dann die Offenbarung eines ähnlich heiklen Details zur Persönlichkeit meines Gegenübers.
So eine Übung kann man prinzipiell auch vor dem Spiegel machen. Wichtig dabei ist, darauf zu achten, wie man sich beim Aussprechen der Antwort fühlt, und wie man dabei sein Spiegelbild erlebt - auch hinsichtlich Tonfall und Körperhaltung: Kommt das überzeugend rüber?
Ich will nicht behaupten, dass ich diese Technik jetzt perfekt drauf hätte. Aber sie hat mir seitdem über den einen oder anderen mit Scham beladenen Moment hinweggeholfen.
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Oh, das ist eine sehr schöne Formulierung, Dinge, an denen man sich fest liebt. Muss ich mir mal merken.MFGMitleser hat geschrieben: ↑06 Jan 2024 00:08
Man zeigt, dass man ein Mensch mit Gefühlen ist, mit Herz und Seele, mit Fehlern. Das nenne ich in der Summe gern die "Dinge, an denen man sich fest liebt", weil sie Ausstrahlung bedeuten, Charakter, Ecken und Kanten.
Also, ich hoffe nicht, dass ich mich total aalglatt verhalte und keine emotionale Ausstrahlung habe.Wenn man ständig nur eine Hochglanzfassade zeigt und sich businessmässig aalglatt effizient verhält, wirkt man leicht unnahbar und eiskalt. Man hat dann keine Ausstrahlung und es scheint nichts zu geben, was einen attraktiv macht als Mensch.
Aber ich habe es eben sehr lange perfektioniert, möglichst wenig Angriffsfläche für alles mögliche zu bieten.
Und, paradoxerweise, und das hat das ganze wahrscheinlich noch verstärkt, habe ich in den Jahren nach den Mobbingerfahrungen gelernt, dass dieses Verhalten durchaus erfolgsversprechend war. Ich kam plötzlich gut an, wurde in der Schule und in Vereinen als Sprecherin für alles mögliche gwählt usw. Dadurch hat es sich schön verfestigen können und im Inneren habe ich aber durchaus eine Unstimmigkeit gespürt. Sowas wie "das bist Du doch gar nicht, wenn Du wärst, wie Du wirklich bist, wirst Du wieder gemobbt".
Daher muss ich es jetzt richtig lernen und immer auch wieder darauf achten, mich auch von meiner fehlerhaften und verletzlichen Seite zu zeigen. Also mich zu öffnen
Ich vermute mal, andere machen das einfach so intuitiv? Für mich ist das richtig Arbeit an meinem Verhalten.
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Re: Sich öffnen
Ja, das war auch mein Gedanke dabei. Wann ist es noch ein sich öffnen im sympathischen Sinne und wann geht man dem anderen mit Rumgejammer auf die Nerven.Volta hat geschrieben: ↑06 Jan 2024 06:40Wenn man ständig nur jammert stößt das aber auch viele ab. Daher muss man schon überlegen, was man so erzählt, es sei denn man hat ein ggf. ein perfektes Leben.MFGMitleser hat geschrieben: ↑06 Jan 2024 00:08
Wenn man ständig nur eine Hochglanzfassade zeigt und sich businessmässig aalglatt effizient verhält, wirkt man leicht unnahbar und eiskalt. Man hat dann keine Ausstrahlung und es scheint nichts zu geben, was einen attraktiv macht als Mensch.
MFGMitleser
Ich hatte mal eine Phase mit verstärkten psychosomatischen Symptomen. In einem Urlaub mit Freunden ist das dann auch aufgefallen bzw. ich habe es dann auch gesagt, dass es mir gerade nicht gut geht und als es mir im nächsten Urlaub auch nicht gut ging, hat dann eine Freundin mit den Augen gerollt und gesagt "das ist ja jetzt schon wieder so wie im letzten Urlaub". Da hat mein Gehirn dann wieder gelernt: ah, das ist nicht erwünscht, dass ich von meinen körperlichen Symptomen spreche". Also immer schön sagen, dass es mir gut geht.
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Re: Sich öffnen
Aber das gelingt doch bestimmt den meisten nicht so richtig oder? Wir haben doch in bestimmten Sitiuationen alle Angst vor Ablehnung. Ungefiltert alle Gedanken mitteilen kann zudem auch manchmal ganz schön verletztend sein:-).3tagebard hat geschrieben: ↑06 Jan 2024 16:14Siehe unter Medien meinen vorherigen Betrag:Henrietta hat geschrieben: ↑05 Jan 2024 17:23 Hallo zusammen,
weil ich es immer wieder irgendwo (auch hier gerade wieder) lese, dass es für gelungene zwischenmenschliche Beziehungen von Vorteil ist, wenn man "sich öffnen" kann, wollte ich mal nachfragen, was ihr so darunter versteht.
Ich weiß nämlich nicht so genau, ob ich das kann.
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Dort ist alles über Offenheit wunderbar geschrieben, also:
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Offen bedeutet: keine Angst vor Ablehnung haben oder zumindest trotz der Angst sich nicht verbergen.
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Re: Sich öffnen
Ja in dem Punkt habe ich aus der schlechten Erfahrung aus Schulzeiten sehr feine Antennen und bin sehr vorsichtig. Also ich beobachte zB, wie Menschen in meinem Beisein über andere Menschen sprechen und wenn sie abwertend über deren Martotten oder vermeintlichen Fehler sprechen, dann öffne ich mich diesen Menschen erst recht nicht, weil ich dann denke, dass sie es mit meinen Schwächen auch so machen werden. Obwohl es mir ja eigentlich egal sein könnte. Aber da hat mein Selbstbewusstsein einen großen Knacks.katebe hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 11:33
Wer komplett offen ist, wird durch persönliche Fragen nicht verunsichert, denn er oder sie weiß immer, was zu sagen ist: die Wahrheit. Das ist aber riskant und hat sicherlich nicht nur Vorteile. Du hast ja auch deine Gründe, aus denen du dein ABtum verschweigst.
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Re: Sich öffnen
Henrietta hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 16:43Aber das gelingt doch bestimmt den meisten nicht so richtig oder? Wir haben doch in bestimmten Sitiuationen alle Angst vor Ablehnung. Ungefiltert alle Gedanken mitteilen kann zudem auch manchmal ganz schön verletztend sein:-).3tagebard hat geschrieben: ↑06 Jan 2024 16:14Siehe unter Medien meinen vorherigen Betrag:Henrietta hat geschrieben: ↑05 Jan 2024 17:23 Hallo zusammen,
weil ich es immer wieder irgendwo (auch hier gerade wieder) lese, dass es für gelungene zwischenmenschliche Beziehungen von Vorteil ist, wenn man "sich öffnen" kann, wollte ich mal nachfragen, was ihr so darunter versteht.
Ich weiß nämlich nicht so genau, ob ich das kann.
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Offen bedeutet: keine Angst vor Ablehnung haben oder zumindest trotz der Angst sich nicht verbergen.
Doch, ich kann mit meiner Erfahrung selber erste vorschritte Bestätigen.
Angst vor Ablehnung kann durch erlebte Ablehnungen überwindet werden, das Gehirn lernt dann folgendes:
"Sie hat mich abgelehnt und es ist daraus nicht schlimmes passiert, ich lebe weiter, also Angst nach unter schrauben".
Mit jeder Ablehnung sinkt langsam diese Angst.
Das Moto lauten dann: " hier mit den Ablehnungen! Je mehr, desto besser".
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Re: Sich öffnen
Ja stimmt, das kann man bestimmt üben. Ich versuche das auch...aber selbst bei Leuten, die ich selbst nicht mag, kann ich es nicht gut haben, wenn ich merke, dass diese mich auch nicht mögen.3tagebard hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 17:10
Doch, ich kann mit meiner Erfahrung selber erste vorschritte Bestätigen.
Angst vor Ablehnung kann durch erlebte Ablehnungen überwindet werden, das Gehirn lernt dann folgendes:
"Sie hat mich abgelehnt und es ist daraus nicht schlimmes passiert, ich lebe weiter, also Angst nach unter schrauben".
Mit jeder Ablehnung sinkt langsam diese Angst.
Das Moto lauten dann: " hier mit den Ablehnungen! Je mehr, desto besser".
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Henrietta hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 17:14Ja stimmt, das kann man bestimmt üben. Ich versuche das auch...aber selbst bei Leuten, die ich selbst nicht mag, kann ich es nicht gut haben, wenn ich merke, dass diese mich auch nicht mögen.3tagebard hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 17:10
Doch, ich kann mit meiner Erfahrung selber erste vorschritte Bestätigen.
Angst vor Ablehnung kann durch erlebte Ablehnungen überwindet werden, das Gehirn lernt dann folgendes:
"Sie hat mich abgelehnt und es ist daraus nicht schlimmes passiert, ich lebe weiter, also Angst nach unter schrauben".
Mit jeder Ablehnung sinkt langsam diese Angst.
Das Moto lauten dann: " hier mit den Ablehnungen! Je mehr, desto besser".
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Frage: mögen die dich tatsächlich nicht oder sind die selber Schüchtern und haben deswegen selber Probleme sich zu öffnen?
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Re: Sich öffnen
Genau weiß ich es natürlich nicht. Ich meinte das jetzt auch nicht auf den Datingprozess bezogen sondern im normalen Leben. Da gibt es schon den ein oder anderen, mit dem ich mich zwangsläufig auseinandersetzen muss, aber nicht gut leiden kann.3tagebard hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 17:30Henrietta hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 17:14Ja stimmt, das kann man bestimmt üben. Ich versuche das auch...aber selbst bei Leuten, die ich selbst nicht mag, kann ich es nicht gut haben, wenn ich merke, dass diese mich auch nicht mögen.3tagebard hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 17:10
Doch, ich kann mit meiner Erfahrung selber erste vorschritte Bestätigen.
Angst vor Ablehnung kann durch erlebte Ablehnungen überwindet werden, das Gehirn lernt dann folgendes:
"Sie hat mich abgelehnt und es ist daraus nicht schlimmes passiert, ich lebe weiter, also Angst nach unter schrauben".
Mit jeder Ablehnung sinkt langsam diese Angst.
Das Moto lauten dann: " hier mit den Ablehnungen! Je mehr, desto besser".
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Frage: mögen die dich tatsächlich nicht oder sind die selber Schüchtern und haben deswegen selber Probleme sich zu öffnen?
Stark schüchterne werden durch die Außenwelt als Gemein und Desinteressiert empfangen, das stimmt oft aber nicht
Schüchtern würde ich die jetzt nicht unbedingt nennen. Aber natürlich könnte hinter ihrem unfreundlichen Verhalten auch irgendeine Unsicherheit oder Selbstwertproblematik stecken.
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Re: Sich öffnen
Freut mich, wenn das eine nette Formulierung ist
Wenn man es nur diszipliniert und konsequent genug durchzieht, funktioniert das ganze total super, habe ich für mich auch festgestellt.Also, ich hoffe nicht, dass ich mich total aalglatt verhalte und keine emotionale Ausstrahlung habe.
Aber ich habe es eben sehr lange perfektioniert, möglichst wenig Angriffsfläche für alles mögliche zu bieten.
Und, paradoxerweise, und das hat das ganze wahrscheinlich noch verstärkt, habe ich in den Jahren nach den Mobbingerfahrungen gelernt, dass dieses Verhalten durchaus erfolgsversprechend war.
Solche Mobbingerfahrungen kenne ich auch. Später dann ging es eher darum, die AB-Erfahrungen zu verschleiern. Wenn also Kollegen über ihre Freunde reden, über ihre Freundin, oder wenn sie mich fragten, ob ich eine Freundin hätte. Ein ehemaliger Chef von mir war durchaus im Job professionell, aber war sich nicht zu schade, gelegentlich sexistische Zoten einzuflechten, in der Erwartung, damit die Stimmung aufzulockern. Einfach nur megapeinlich. Damals war ich gerade im Beruf angefangen und habe mich nicht getraut, hier aufzumucken und habe lieber nichts dazu gesagt. Ist aber auch anderen Kollegen aufgefallen.
Auch jetzt noch passiert es manchmal, dass die Kollegen bei meinem Auftraggeber sagen "jetzt taut der endlich auf", wenn ich dann auch mal einen launigen Spruch mache. Mache ich inzwischen durchaus gern, aber das Risiko, sich dabei zu verbrennen und seinem Ruf irreparablen Schaden zuzufügen, ist schon sehr groß. Ich habe da noch kein Patentrezept. Eher zurückhaltend als brachial, würde ich momentan sagen.
Ja, da muss man richtig aufpassen, geht mir auch noch so. Ein gutes Rezept könnte sein, wenn man direkt begründet, warum man etwas denkt. "Als xyz meinte, das... das fand ich unmöglich." Schon zeigst du Empathie, machst ein klares Statement. Das scheint relativ gut anzukommen.Daher muss ich es jetzt richtig lernen und immer auch wieder darauf achten, mich auch von meiner fehlerhaften und verletzlichen Seite zu zeigen. Also mich zu öffnen
Ich vermute mal, andere machen das einfach so intuitiv? Für mich ist das richtig Arbeit an meinem Verhalten.
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Re: Sich öffnen
Es ging darum, die Wahrheit zu sagen (im Beispiel auf die Frage nach der letzten Beziehung: "noch gar keine"). Bei der Rückfrage nach dem Grund dafür durfte es dann ruhig etwas oberflächlich bleiben (etwa: "Hat sich halt noch nicht ergeben"), dafür dann mit positivem Ausblick (etwa: "Aber ich bin ja hier beim Date, um das mal zu ändern"). In der Therapie hatten wir natürlich eine Menge Aspekte aus der Tiefe meiner Psyche hervorgeholt, die man als Begründung hätte anführen können, aber solche Details wären in einer Dating-Situation definitiv zuviel gewesen. Es geht hier ja erstmal nur um ein lockeres Kennenlernen und nicht darum, dicke Probleme zu wälzen.Henrietta hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 16:22Wenn ich hier noch mal nachhaken darf: hast Du geübt, die schambeladenden Dinge auszusprechen und Preis zu geben oder hast Du geübt, souverän genau nur das zu sagen, was Du zu dem Thema sagen willst? Also ggf. souverän auszuweichen?Obelix hat geschrieben: ↑05 Jan 2024 22:13
Eine Möglichkeit, mit solchen Fragen umzugehen, habe ich vor einigen Jahren mal in einer Therapie kennengelernt. Das "Übungsbeispiel" war bei mir auch die Frage nach der Beziehungsvergangenheit. Der "Trick" bestand darin, dass ich mir eine kurze, vorformulierte Antwort überlegen sollte, für den Fall, dass die "heikle" Frage kommt.(...)
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Re: Sich öffnen
Aus meine Sicht helfen hier verschiedene Überlegungen. Für mich ist es ein Unterschied ob ich sage "Mir unterlaufen Fehler." oder "Ich bin fehlerhaft." Letzteres zehrt am eigenen Selbstwert und bei fehlendem Selbstwert haben es Menschen leichter anzuknüpfen und zu mobben, indem sie die eigenen Abwertungen verstärken. Während die Fähigkeit selbstbewusst zu den eigenen Fehlern - meine ich als Handlung, nicht als Eigenschaft - zu stehen, daraus zu lernen und es weiter zu versuchen, aus meiner Sicht mehr hilft mit entsprechend schwierigen Situationen souverän umzugehen.Henrietta hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 16:34 Daher muss ich es jetzt richtig lernen und immer auch wieder darauf achten, mich auch von meiner fehlerhaften und verletzlichen Seite zu zeigen. Also mich zu öffnen
Ich vermute mal, andere machen das einfach so intuitiv? Für mich ist das richtig Arbeit an meinem Verhalten.
Ich möchte hier zusätzlich eine weitere Strategie erwähnen. Wenn ich in der Lage bin eine Ablehnung in Gefühle und Bedürfnisse des Anderen zu übersetzen, bin ich besser in der Lage die Ablehnung nicht persönlich zu nehmen und nicht auf mich zu beziehen sondern beim Gesprächspartner zu belassen. Es ist seine Ablehnung.
Sofern ich Lücken bei der Selbstwertschätzung habe, ist es gut möglich, dass ich eine Ablehnung auf mich beziehe und meine Vorstellung verstärke, dass mit mir etwas nicht in Ordnung sei. Wenn ich verstehe, dass die Ablehnung nur bedingt mit mir als Person zu tun hat, sondern es schlicht damit zu tun hat, dass zwei Menschen nicht zueinander finden, dann kann ich die Impulse zur Selbstreflexion nutzen ohne dabei in Selbstzweifel zu verfallen und mich Schritt für Schritt unabhängiger von der Bewertung anderer zu machen.
Bei Deiner Äußerung ist es mir wichtig anzumerken, dass wenn Du nur die Bewertung "unmöglich" äußerst, dies nichts mit Empathie zu tun hat. Natürlich lassen sich mit solchen Bewertungen bei den Zuhörenden ggf. Sympathiepunkte sammeln, so sie die Bewertung teilen. Sollte die Bewertung von den Zuhörenden nicht geteilt werden, kann es auch schnell zu Minuspunkten führen.MFGMitleser hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 17:55 "Als xyz meinte, das... das fand ich unmöglich." Schon zeigst du Empathie, machst ein klares Statement.
Ich werde nächstes Wochenende auf einem Treffen sein, wo u.a. als ein Programmpunkt "Radical Honesty" vorgesehen ist. Ich weiß noch nicht, was genau dort praktiziert werden soll. Ich halte es auf jeden Fall für sinnvoll, zwar die Wahrheit zu sagen, aber nicht in Form von Abwertungen sondern in konstruktiver Form, indem ich über meine Gefühlen, Bewertungen und Bedürfnissen spreche und Bitten äußere. Leider sind diese Umgangsformen weniger üblich, so dass ich mich aktiv darum bemühen muss, diese zu erlernen und zu praktizieren. Vorleben erfolgt noch recht selten, je nachdem mit, welchen Gruppen ich es zu tun habe.
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Re: Sich öffnen
Grundsätzlich Ja und Nein:Kolinatan hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 19:00Ich möchte hier zusätzlich eine weitere Strategie erwähnen. Wenn ich in der Lage bin eine Ablehnung in Gefühle und Bedürfnisse des Anderen zu übersetzen, bin ich besser in der Lage die Ablehnung nicht persönlich zu nehmen und nicht auf mich zu beziehen sondern beim Gesprächspartner zu belassen. Es ist seine Ablehnung.
Sofern ich Lücken bei der Selbstwertschätzung habe, ist es gut möglich, dass ich eine Ablehnung auf mich beziehe und meine Vorstellung verstärke, dass mit mir etwas nicht in Ordnung sei. Wenn ich verstehe, dass die Ablehnung nur bedingt mit mir als Person zu tun hat, sondern es schlicht damit zu tun hat, dass zwei Menschen nicht zueinander finden, dann kann ich die Impulse zur Selbstreflexion nutzen ohne dabei in Selbstzweifel zu verfallen und mich Schritt für Schritt unabhängiger von der Bewertung anderer zu machen.
JA: Ein stabiler Selbstwert und eine gesunde Denkweise sind für die Dauer nicht nur Hilfreich.
Die Sie notwendig, um in negatives Grübeln nicht herunterzufallen und wir nicht depressiv werden.
Klar, diese Denkweise empfehlen jetzt Therapeuten:
"Ablehnung allgemein gilt als ein Filter, um mit dem falschem Menschen in einer unpassender und unglücklichen Beziehung nicht zu enden, es hat nicht unbedingt mit mir persönlich zu tun, hat einfach nicht gepasst".
NEIN: Angst vor Ablehnung ist ja nun eine "intelligente" Angst, diese wird durch andere Hirnregionen als unser "denkendes" Gehirn bearbeitet.
Das Gehirn sieht einen potenzielle Partnerin / potenziellen Partner als Bedrohung für unseres soziales Mitleben,
es fürchtet sich, dass wir aus der "Affen-Gruppe" rausgeworfen werden.
Diese soziale Angst verursacht nicht nur körperliche Symptome (z.B. zitternde Stimme), die hackt auch negativ unsere Denkweise.
Wiederum wir selber haben keinen direkten Einfluss auf das soziale Angstzentrum, wir können lediglich durch Umwege auf dieses Einfluss nehmen, zB. durch Ekspositionstherapie.
Also her mit der Ablehnung
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Re: Sich öffnen
Das würde für mich noch nicht unter Sich-öffnen fallen.Rantanplan hat geschrieben: ↑05 Jan 2024 18:03 Sich öffnen heisst, Du redest über etwas, was Dich persönlich betrifft. Das fängt schon an, wenn Du sagst, was Du magst oder was Du nicht magst. Lieblingsessen, Lieblingsfilme, sowas in der Art.
"Im innersten Gehäuse des Humanismus, als dessen eigene Seele, tobt gefangen der Wüterich, der als Faschist die Welt zum Gefängnis macht."
(aus "Schwabenstreiche", Theodor W. Adorno, Minima Moralia)
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Re: Sich öffnen
Ich empfehle niemandem seine sozialen Ängste unvorbereitet oder unreflektiert in Form einer selbst verordneten Konfrontationstherapie zu bearbeiten. Ich halte es für sinnvoll, außerhalb des Angstzustandes - damit die höheren Hirnfunktionen verfügbar sind - zu überlegen, mit welchen Strategien und mit welcher Unterstützung ich meine Ängste bearbeitet kann, ohne Gefahr zu laufen, meine Ängste zu verfestigen.3tagebard hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 20:04 NEIN: Angst vor Ablehnung ist ja nun eine "intelligente" Angst, diese wird durch andere Hirnregionen als unser "denkendes" Gehirn bearbeitet.
Das Gehirn sieht einen potenzielle Partnerin / potenziellen Partner als Bedrohung für unseres soziales Mitleben,
es fürchtet sich, dass wir aus der "Affen-Gruppe" rausgeworfen werden.
Diese soziale Angst verursacht nicht nur körperliche Symptome (z.B. zitternde Stimme), die hackt auch negativ unsere Denkweise.
Wiederum wir selber haben keinen direkten Einfluss auf das soziale Angstzentrum, wir können lediglich durch Umwege auf dieses Einfluss nehmen, zB. durch Ekspositionstherapie.
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Re: Sich öffnen
Dass Kolinatan deinen letzten Versuch einfach gelöscht hat, hast du offensichtlich nicht vertragen.
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Re: Sich öffnen
Kolinatan hat geschrieben: ↑07 Jan 2024 22:31
Ich empfehle niemandem seine sozialen Ängste unvorbereitet oder unreflektiert in Form einer selbst verordneten Konfrontationstherapie zu bearbeiten. Ich halte es für sinnvoll, außerhalb des Angstzustandes - damit die höheren Hirnfunktionen verfügbar sind - zu überlegen, mit welchen Strategien und mit welcher Unterstützung ich meine Ängste bearbeitet kann, ohne Gefahr zu laufen, meine Ängste zu verfestigen.